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Steve Waitt: Stranger In A Stranger Land (Review)

Artist:

Steve Waitt

Steve Waitt: Stranger In A Stranger Land
Album:

Stranger In A Stranger Land

Medium: CD
Stil:

Singer/Songwriter voller Americana, Alternative-Folk und Indie-Rock, aber auch Blues und Jazz

Label: Make My Day Records / Indigo
Spieldauer: 55:24
Erschienen: 05.02.2016
Website: [Link]

Es ist eine schwere Bürde, sich fremd in einem fremden Land zu fühlen, besonders wenn dieses „fremde Land“ einem doch vertraut sein müsste, weil es das eigene ist. Viele von uns empfinden sehr oft - besonders in der jetzigen Zeit - dieses Gefühl. Und STEVE WAITT, der komponierende, textende, singende Pianist macht die Lieder dazu. Dabei ist egal, wo man lebt, es kommt nur darauf an, wie man sich fühlt:
„Jetzt bin ich ein Fremder / Hoffnungsvoll stehe ich vor deiner Tür / Mit genau den Worten, die du dir so ersehnst / Schon dein ganzes Leben lang. / Doch du schaust weg / So bleibe ich femd / Weil du nur die grellen Lichter kennst / Aber schläfst, während ich vor deiner Tür stehe.“ So ähnlich klingt frei übersetzt „Stranger“ und die in „Stranger In A Stranger Land“ so heraufbeschworene Atmosphäre, ein wenig traurig und nachdenklich, aber auch kampfbereit und widerborstig, nicht alles hinnehmend, sondern mutig nach Veränderung strebend, begegnet uns fast eine Stunde lang auf diesem Album.

Beim Öffnen des liebevoll gestalteten Booklets, das ein malerisches Kunstwerk von Jason Palmeri schmückt, erwartet uns eine weitere Überraschung. Zumindest war der Kritiker dieser Zeilen wirklich verblüfft, als ihn darin das Gesicht von STEVE WAITT anblickte und sofort Erinnerungen wach rief. Erinnerungen an BRUCE HORNSBY und ART GARFUNKEL zu denen er unverkennbare Ähnlichkeiten aufweist. Doch das gilt nicht nur aus optischer Sicht, denn auch akustisch bewegt sich STEVE WAITT genau zwischen diesen beiden Künstlern und vielen anderen, die besonders in den 70er Jahren unser Leben ein bisschen besser haben klingen lassen und mit ihren Texten mitten auf unser Herz zielten, egal ob deren Namen nun TOM WAITS, CHUCK PROPHET, JACKSON BROWNE, NICK CAVE oder TOM PETTY waren. Bei „Like Water“, dem zweiten Song des Albums, fühlt man sich gar unweigerlich an SUPERTRAMP erinnert, was besonders durch gesangliche, aber auch einige musikalische Ähnlichkeiten verstärkt wird, selbst wenn Waitt sich diesbezüglich öffentlich ein wenig abgrenzt: „Supertramp? Nun, ich bin kein riesengroßer Fan, aber ich mag sie ganz gern. In ihren Songs ist das Wurlitzer immer weit nach vorn gemischt ...“ (Quelle: Eclipsed Nr.178)

Besonders die Liebe zu den „alten“ Tasteninstrumenten macht auch STEVE WAITTs Musik aus und eine Leidenschaft für tiefgründige Texte, in denen mehr als Herz-Schmerz-Botschaften, sondern kleine Gechischten, erzählt werden. Oft traurig, aber immer wunderschön und voller Poesie, weswegen ein Textauszug schon als Einleitung für diese Kritik herhalten musste.

Bereits mit dem das Album eröffnenden „Jump The Gun“ fühlen wir uns an eine Ballade aus der Feder von BRUCE HORNSBY und CHRISTOPHER CROSS erinnert, die Waitt dann auch noch ganz ähnlich wie beide Musiker vorträgt. Unweigerlich überfällt er den Hörer mit seinem ruhigen, nachdenklichen Fremdsein und lässt uns dabei nicht als Fremden stehen, sondern unmittelbar teilhaben. Mitunter werden wir beim Hören etwas bedrückt sein, weil die Stimmung so getragen und intensiv ist, dass wir uns ihr nicht mehr entziehen können, dafür aber diese Einsamkeit empfinden oder sogar die Niedergeschlagenheit, die uns in Waitts Texten begegnet und in denen er unglaubliche Bilder zeichnet, wenn er beispielsweise in „A Ghost You Let In“ sich einen einsamen Mann traurig über einen toten, auf der Straße liegenden Hund beugen lässt, um dann zwei Strophen später sich einen traurigen Hund über einen toten, auf der Straße liegenden Mann beugen lässt. Das geht tief. Verdammt tief. Genauso tief wie die Musik auf „Stranger In A Stranger Land“.

Sie sind eben unverkennbar, Waitts Einflüsse, in die er auch bei bereits benanntem Eclipsed-Artikel eingeht: „Natürlich ändern sich Einflüsse ständig, doch es gibt auch Künstler, zu denen man immer wieder zurückkehrt, und meine Favoriten heißen TOM WAITS und BOB DYLAN.“ Waitts Leidenschaft für diese Musiker ist auf „Stranger In A Stranger Land“ unüberhörbar.
Nur ist das bei weitem nicht alles, was es auf diesem Album an Einflüssen und musikalisch völlig Eigenständigem zu entdecken gibt. JACKSON BROWNE käme einem da explizit in den Sinn oder die weite Americana-Musiklandschaft. Oft dominieren dabei die Keyboards und entwickeln in Verbindung mit den hervorragenden Waitt-Texten, womit wir wieder bei der unmittelbaren Parallele zu Waits und Dylan wären, ein gehöriges Eigenleben, das sich spielerisch genauso im Alernativ-/Indie-Rock und Jazz oder Folk und bombastisch angeproggten Klangräumen bewegt, so als würden diese wie selbstverständlich auf ein gutes, abwechslungsreichen Album gehören.
Andere würden diese Musik wohl sogar als Artpop verkaufen, was es allerdings nicht auf den Punkt bringt, weil gerade die Texte in Waitts Musik eine so immense Rolle spielen und jede Form von banal-poppigen Einflüssen bereits im Keim ersticken. Texte, die ihre Inspiration aus der New Yorker Underground-Szene schöpfen, in der sich STEVE WAITT besonders gerne und häufig bewegt.
Nun dürfen auch wir uns, sitzend zwischen unseren Boxen oder mit Kopfhörern auf den Ohren, darin bewegen. Waitt nimmt uns dabei an die Hand und führt uns durch die Fremde der von ihm musikalisch errichteten Stadt, damit wir nicht Fremde darin bleiben, sondern ihm mitunter näher sind, als es einem lieb sein kann. Doch wenn uns dann in „Lily Rose“ ein fettes Blasorchester wieder aus dem musikalischen Bann zieht und an die Tore des fremden Landes führt, das uns längst nicht mehr fremd ist, werden wir dankbar einen Blick zurück werfen und „Wir kommen garantiert wieder!“ rufen. Und zur Antwort sendet uns Waitt plötzlich sogar noch seinen verträumten Hidden-Track, ein Schlaflied namens „St. Joe‘s Lullaby“: „In a day / You can change your mind / That grindstone mind / From black to gold / Go, let it go, let it go / Let the weight of life / Life / This lazy life.“
Musik eben, für diejenigen, deren Leben noch aus etwas mehr als Bequemlichkeit besteht!

FAZIT: Zurück in die Zukunft! STEVE WAITT hat hoffentlich die musikalische Zukunft auf seiner Seite, wenn er knietief durch das Klanghoch der 70er-Jahre watet und mit warmen Klängen und hypnotischen Sounds zwischen BRUCE HORNSBY und SUPERTRAMP sowie textlichen Meisterleistungen zwischen BOB DYLAN und TOM WAITS Bilder von einem fremdem Land zeichnet, nach dem alle suchen sollten, die sich noch immer in Digital-Town nicht einrichten wollen, weil sie Analog-City nie vergessen konnten!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4470x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Jump The Gun
  • Like Water
  • Fiend
  • Stranger
  • A Ghost You Let In
  • Compass Rose
  • Go On Then
  • Tell Him It‘s Alright
  • 1800 Miles
  • Made My Heart A Hammock
  • Song For The Hurricane
  • Lily Rose

Besetzung:

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Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Mathias
gepostet am: 29.03.2016

User-Wertung:
12 Punkte

Top Tip!
"Like Water" und "1800 Miles" sind Songs für die Ewigkeit.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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